Vorträge 2024

Auch in diesem Jahr haben wir wieder Gastreferenten zu verschiedenen Themen auf die Zeiteninsel eingeladen.

Die Vorträge finden jeweils im Frühjahr und Herbst im Rössenhaus auf dem Gelände der Zeiteninsel statt. Alle Vorträge bieten wir kostenlos an, wir bitten um eine Anmeldung für die Planung. Vielen Dank!

 

Geschichte des Ackerbaus und des Pflügens

Referent: Claus Kropp M.A.

Leiter des Freilichtlabors Lauresham an der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch

 

Wie veränderten sich in den letzten Jahrtausenden die ackerbaulichen Tätigkeiten und Technologien und welche Auswirkungen hatten diese auf das Leben der Menschen? Wie gut waren die Ackerbauverfahren an Klimaveränderungen, Dürren oder Unwetter angepasst? Kann die Wirtschaftsweise der eisenzeitlichen und mittelalterlichen Menschen als nachhaltig bezeichnet werden? Begleiten Sie uns auf eine kurzweilige Zeitreise in die Geschichte des Ackerbaus der letzten Jahrtausende. Nach dem Vortrag wird es Zeit zur Diskussion geben.


Eiszeitwanderung  durch den Schwarzwald, wie in der Steinzeit

Referent: Markus Klek

Archäotechniker und Autor

  

Der Archäotechniker und Autor Markus Klek aus Schramberg begab sich im Januar auf eine Reise in die Steinzeit. Mitten im Winter durchquerte der Urzeitspezialist den heimatlichen Schwarzwald in seiner steinzeitlichen Winterausrüstung. Dieses achttägige Living-History-Event bündelte die Ergebnisse einer über 30-jährigen Beschäftigung mit prähistorischen Lebens- und Handwerkstechniken. Erprobt wurde unter anderem eine selbstgefertigte Bekleidung aus Leder und Fellen heimischer Wildtiere, sowie Nachbauten von Ausrüstungsgegenständen des Ötzi. Auf kleinen Wegen und querfeldein ging es etwa 100 Kilometer von Schramberg über den Hochschwarzwald Richtung Freiburg. Gelagert wurde ohne Zelt unter freiem Sternenhimmel und zu essen gab es nur, was in der Steinzeit auch auf den Tisch kam.  Das SWR Fernsehen begleitete den Archäotechniker während dieser Aktion an einem Tag.

In seinem Vortrag im Museum der Zeiteninsel berichtet Markus Klek anhand von Foto- und Videomaterial von seiner Steinzeittour, seinen Erlebnissen, den Herausforderungen und Rückschlägen, und er bringt seine gesamte Ausrüstung zur Begutachtung mit.

 

Kontakt, Infos/Termine und Social Media:

www.palaeotechnik.eu

Instagram und Facebook @markusklek

 


Von "Fürsten" und Knubbelnasen  Altes und Neues zum früheisenzeitlichen Glauberg

Referent: Dr. Axel G. Posluschny 

Leiter Forschungszentrum Keltenwelt am Glauberg

 

Spätestens seit den Ausgrabungen der 1990er Jahre gilt die befestigte Höhensiedlung auf dem Glauberg am Südostrand der Wetterau als einer der bekanntesten "Keltischen Fürstensitze" der Älteren Eisenzeit. Drei reiche Gräber mit Bronzekannen, verzierten Schwertern, Goldschmuck, aufwändigen Gürteln, exzeptionellen Fibeln und die Reste von mindestens drei weiteren zerschlagenen Sandsteinstatuen belegen den Wohlstand der Bewohner der Höhenbefestigung. Koralle als Schmuckelement und der Farbstoff aus der Kermes-Schildlaus sind ein deutlicher Hinweis auf die engen Kontakte in den Mittelmeerraum. Als Zeichen von Macht und Einfluss darf sicher auch die um etwa 400 v. Chr. begonnene massive Umgestaltung der umgebenden Landschaft durch eine gewaltige, aber nie fertiggestellte Graben-/Wallanlage gedeutet werden.

Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Erforschung sowie über die gegenwärtigen Forschungsfragen zu den Grundlagen des Reichtums des Glaubergs am Übergang vom 5. zum 4. Jh. v. Chr..


Fotograf: R.-J. Braun; hA

Von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit – aktuelle Ausgrabungsergebnisse aus der Kiesgrube in Niederweimar

Referentin: Dr. Christa Meiborg 

Leiterin der archäologischen Außenstelle Marburg des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen

 

Die Ausgrabungen im Kiesgrubenareal von Niederweimar sind ein wichtiges Arbeitsgebiet der Archäologischen Denkmalpflege in Marburg seit 1997. Frau Dr. Christa Meiborg von der Abteilung hessenARCHÄOLOGIE, Landesamt für Denkmalpflege Hessen berichtet in ihrem Beitrag: „Von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit – Aktuelle Ausgrabungsergebnisse aus der Kiesgrube in Niederweimar“ über die Ausgrabungsergebnisse der Jahre 2017 – 2021. Bei den Ausgrabungen der letzten Jahre zeichneten sich in den Erweiterungsflächen erneut Siedlungsschwerpunkte in der Urnenfelder- und Eisenzeit ab. Auch zahlreiche neuzeitliche Befunde, die möglicherweise von Heerlagern stammen, wurden in den letzten Jahren großflächig untersucht. Darüber hinaus hat die Untersuchung einer mächtigen ehemaligen Hochflutrinne dazu beigetragen, das ehemalige Landschaftsrelief an dieser Stelle besser zu verstehen.


Tausend Tote ohne Grab – der einzigartige jungsteinzeitliche Ritualort von Herxheim (Pfalz)

Referentin: Dr. Andrea Zeeb-Lanz 

Archäologin (Forschungsprojekte Neolithikum RLP) 

 

Der mittlerweile wohl in Europa bekannteste – und bis heute einzigartige – Fundort des späten 6. Jahrtausends v. Chr. ist die Siedlung mit Doppelgraben von Herxheim, die in die bandkeramische Kultur der ersten europäischen Ackerbauern gehört. Ganz außerordentlich: Hier wurden in kurzer Zeit insgesamt wohl mehr als 1000 Menschen getötet, danach zerlegt und ihre Knochen letztlich in kleine Fragmente zerschlagen. Die Schädel der Opfer erhielten eine besondere Behandlung – das Schädeldach wurde sorgfältig herausgearbeitet und als Schale erhalten. Zusammen mit den menschlichen Überresten – mehr als 80 000 Knochen, Knochensplitter, Schädel und Schädeldächer – fanden sich zahlreiche andere Artefakte. Vor allem ist die ganz erhebliche Menge hochqualitativer verzierter Keramik zu nennen, die absichtlich zerschlagen wurde. Auch zerschmetterte Steingeräte sowie Mahlsteine und ausgewählte Tierknochen gehören zu den bemerkenswerten Funden aus den Gräben von Herxheim. Die Referentin, die seit mehr als 20 Jahren ein großes Forschungsprojekt zu Herxheim leitet und dort auch eine Forschungsgrabung durchgeführt hat, interpretiert mit weiteren Kollegen den Ort als ganz besondere, einzigartige frühneolithische Ritualstätte, an der spezielle Menschenopfer stattfanden. Aber auch massenhafter Kannibalismus, wohl in rituellem Zusammenhang, wird von einigen Anthropologen als weitere Interpretation favorisiert. 

Wer waren die Toten von Herxheim? Wer die Akteure des Rituals? Warum wurden so extreme Ritualhandlungen überhaupt hier durchgeführt? Der Fundort bleibt bis heute voller offener Fragen!

Im reich bebilderten PowerPoint-Vortrag werden zahlreiche noch immer rätselhafte Details der Anlage dargelegt und die kontroversen Interpretationsansätze vorgestellt.