Was wächst in den einzelnen Zeitstationen?

Woher wissen wir, welche Pflanzen in den letzten 1100 Jahren im Lahntal wuchsen? Hat sich in dieser Zeit das Klima verändert, so dass zu manchen Zeiten andere Pflanzen wuchsen als in anderen? Gibt es sogenannte "Leitpflanzen" für verschiedene Epochen der Vorgeschichte? Diese und andere Fragen zur Botanik kann man sich stellen, wenn man über die Zeiteninsel läuft.

Während des Aufbaus der Zeitstationen wurden in jeder Zeitstation Bäume und Sträucher gepflanzt, die in die entsprechende Zeit "passen", wie z. B. Birken in der Mittelsteinzeit.

Durch archäobotanische Untersuchungen bei den Ausgrabungen im Lahntal und der näheren Umgebung wurden verschiedene Pflanzen nachgewiesen, so dass deutlich wird, wie die Vegation in den einzelnen Zeiten ausgesehen hat.

Wichtig ist das vor allem für die Feldfrüchte, die ab der Jungsteinzeit angebaut wurden.

Wir werden hier nach und nach die einzelnen Zeitstationen vorstellen.

In der Eisenzeit war die Landschaft offen und wurde intensiv genutzt. Es wurden Faser- und Färbepflanzen angebaut.

Eisenzeitstation

In der Eisenzeitstation gibt es Ackerflächen, auf denen - je nach Saison - unterschiedliche Getreide und Feldfrüchte wachsen.

Aus archäobotanischen Untersuchungen wissen wir, was die Menschen in der Eisenzeit vor mehr als 2000 Jahren angebaut haben. In der Übersicht oben, kann man sehen, was gerade auf den Ackerflächen wächst.

 

Hülsenfrüchte, wie Erbse, Linse und Ackerbohne wurden bereits in der Eisenzeit angebaut, allerdings waren sie im Vergleich zu den heutigen Kultursorten noch wesentlich kleiner.

Hülsenfrüchte haben einen hohen Proteingehalt und wirken positiv auf die Bodenfruchtbarkeit.

Im einzigen erhaltenen Mahl der Eisenzeit aus dem Bergwerk in Hallstatt, das sogenannte "Ritschert", sind Hülsenfrüchte die Grundlage.

Hier zeigen wir ein paar Beispiele:

Die Ackerbohne (vicia faba) auch Saubohne oder Dicke Bohne genannt, wird bis heute angebaut.

In der Eisenzeit waren die reifen Bohnen etwas kleiner.

Erste Belege für den Anbau der Ackerbohne stammen aus dem 3. Jahrtausend vor Christus aus dem Mittelmeerraum. 

Die Ackerbohne kann als Nahrung für Menschen und Tiere genutzt werden. Großer Vorteil ist, dass Ackerbohnen getrocknet sehr lange lagerfähig sind. 

Bei den Menschen der Eisenzeit wurden die Ackerbohnen in Eintöpfen verwendet. Solche Eintöpfe kochen wir gerne nach, im Kessel über offenem Feuer.

Die Erbse (Pisum sativum) stammt vermutlich aus Kleinasien. In der Eisenzeit war die Erbse bereits eine vollkultivierte Nutzpflanze für die menschliche und tierische Ernährung.

In diesem Jahr bauen wir zum ersten Mal Erbsen auf der Zeiteninsel an.

Erbsen lassen sich gut trocknen und bevorraten.

Seit ca. 10000 Jahren werden Getreidearten kultiviert und zur Ernährung genutzt. In der eisenzeitlichen Landwirtschaft gibt es Nachweise für sechs verschiedene Getreide. Mit diesem reichhaltigen Angebot konnten Ertragseinbußen, die bei Ernteausfällen entstanden, minimiert werden. Außerdem wurden durch den Anbau von Sommer- und Wintergetreide die Arbeitszeiten gut verteilt. Manche Getreide wurden wahrscheinlich auch im Überschuss produziert. Für die Gesunderhaltung des Bodens wurden bereits Gründüngung, Fruchfolgen und Brachen durchgeführt.

Hafer und Roggen wurden in der Eisenzeit in unserer Region noch nicht angebaut.

Auf der Zeiteninsel bauen wir in der Eisenzeitstation Hirse, Nacktgerste, Dinkel und Emmer an.

Die echte Hirse (Panicum mellaceum) und die Kolbenhirse werden auf den eisenzeitlichen Ackerflächen bereits im 3. Jahr angebaut. Es wurde bereits so viel Hirse gewonnen, dass kein Saatgut mehr zugekauft werden muss.

Hirse wurde in der Eisenzeit verstärkt angebaut. Sie wurde für Breie und Eintöpfe genutzt, als Brotgetreide ist Hirse nicht geeignet.

Hirse ist reich an Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett.

Verkohlter Brei aus Hirse

Bad Nauheim, um 150 v. Chr.

Ausstellung Kelten in Hessen Keltenmuseum Glauberg 2022

In der Eisenzeit wurde der Faserlein gezielt für die Textilherstellung angebaut.